Neurergus kaiseri

Wissenschaftlicher Name
Neurergus kaiseri
Name
Zagros Molch
Herkunft
Iran
Größe
ca. 10 cm

Neurergus kaiseri - Zagros Molch
von Torsten Gunkel

"Hier Torsten, schau´ dir mal diesen superschönen Frosch an..."

...und ich schaute in die Hand meines Chefs, in der er eine Heimchendose hielt, aus der mich mit großen Augen irgendeine knallbunte Ceratophrys Farbvariante anschaute.

"Die kannst für Aquarium Dietzenbach züchten, wenn du..."

"NEE CHEF, LASS´ MA!"

Mein züchterisches Interesse an Amphibien ist wahrlich nicht groß, aber ich muss zugeben, dass Schmuckhornfrösche aufgrund ihres kraftvollen und kunterbunten Erscheinens und der Vielzahl an Farbvarianten schon fantastische Wesen sind.

Tja, und mit einem Amphibienliebhaber als Chef habe ich schon so einiges an Geschöpfen von ihm unter die Nase gehalten bekommen, angefangen bei Discophus guineti Tomatenfrosch, Ceratophrys cornuta Surinam Schmuckhornfrosch über Ambystoma andersoni Andesons Querzahnmolch. Das sind immerhin einige Arten, die wir hier im Aquarium Dietzenbach halten und vermehren.

Alles wunderschöne und interessante Tiere, aber ich als Reptilienfreak mit einem Fable für Schlangen, zudem beschäftigt mit dem Aufbau unserer neuen Reptilienabteilung - da fehlt es einfach an Zeit und ausreichendem Interesse.

Doch dann machte mich Herr Nigl im Frühjahr 2011 auf die Neurergus kaiseri aufmerksam...

Mein Herz schlug sofort höher, als ich diese kleinen Kreaturen sah. Herr Nigl hatte mir bis zu diesem Zeitpunkt schon einiges an Fröschen und Molchen präsentiert. Für mich aber ist der ZAGROS-MOLCH allein schon durch seine charakteristische Zeichnung und sein individuelles Erscheinen eine der schönsten Arten dieser Gattung überhaupt.

"Möchtest du DIE züchten?"

"JA CHEF, FANG´ SOFORT AN!"

Gesagt, getan.
Zunächst habe ich einen neuen Standort für die Zuchtgruppe gesucht. Der bisherige Standort war wegen den über das ganze Jahr hinweg konstanten Temperaturen nicht optimal.

Im Sommer 2011 sind die Molche dann also zunächst einmal umgezogen - nicht nur den neuen Standort, auch ein neues, größeres Becken durften die Kleinen ab sofort ihr Zuhause nennen. Das Becken enthält vor allem Steinaufbauten, die den Neurergus kaiseri zahlreiche Versteckmöglichkeiten bieten. Hierfür eignen sich Lochziegel (auch Hohlziegel genannt) oder stark strukturierte, aufgeschichtete Steinfliesenteile hervorragend. Ein Teil der Aufbauten sollte dabei aus dem Wasser herausragen, damit sich die Molche auch einmal einen Landgang genehmigen können - auch wenn das eher selten vorkommt. Ich habe für das Aquarium einen eher dunklen Standort gewählt, allerdings wird das Aquarium tagsüber von einer Leuchtstoffröhre erhellt.

Bei sommerlichen Wassertemperaturen zwischen 18 und 23 Grad konnten sich die Zargos-Molche hier nun eingewöhnen.

Gefüttert werden die Neurergus kaiseri natürlich abwechslungsreich, also mal mit roten Bachröhrenwürmern (Tubifex tubifex), dann wieder mit weißen Mückenlarven (Chaoborus sp.), gerne auch mal - damit ein wenig Farbe ins Spiel kommt - mit roten Mückenlarven (Chironomus sp.). Mit Pellets füttere ich nur sehr selten und in geringen Mengen - und dann auch nur in den Sommermonaten.

Wohl genährt und gut konditioniert ging es nun in die "kalte Saison" - die Spätherbst-/Wintermonate warten mit Wassertemperaturen zwischen 18 bis 14 Grad auf. Die Fütterung der Tiere habe ich auf ein absolutes Minimum heruntergefahren. In den ganz kalten Monaten sahen die Zargos-Molche gerne auch mal von sich aus von der Nahrungsaufnahme ab.

Im Januar 2012 dann konnte ich erstmals die Verpaarung der Zuchttiere beobachten. Die Männchen bestechen hierbei durch verstärktes Schwanzfächeln und das Absetzen von Spermatophoren auf den Bodengrund, wohingegen die Weibchen `ihrer Nase folgend´ dadurch auffallen, dass sie den Männchen permanent hinterher rennen (um die abgesetzten Spermatophoren aufzunehmen).

Die Absenkung der Temperatur in den Herbst-/Wintermonaten hat sich kurze Zeit später als entscheidend für den Zuchterfolg erwiesen, denn erst nach einem Temperaturanstieg begannen die Weibchen Ende Februar mit der Eiablage. Einzeln und verborgen wurden bis Mitte/Ende April ca. 3,5 bis 4 Millimeter große Eier in Ritzen und Spalten abgelegt.

Da die kleinen Räuber gerne ihre eigenen Eier fressen, habe ich täglich die neu abgelegten Eier heraus genommen und in separate Aufzuchtbecken befördert. Das Wasser in den Aufzuchtbecken habe ich dem Aquarium der Zuchtgruppe entnommen, um die gleiche Wasserqualität zu gewährleisten.

Nach 14 bis 17 Tagen im 18 bis 20 Grad warmen Wasser schlüpften die Larven und 4 bis 6 Tage später haben die ca. 12-14 Millimeter kleinen Neurergus kaiseri Larven erstmals Nahrung in Form von Artemia salina zu sich genommen. Wenn sie dann auf etwa 17-21 Millimeter herangewachsen sind, werden Tubifex und Mückenlarven gefüttert. Nach ca. 2 Monaten haben sich die Larven dunkel verfärbt, und heute, nach ca. 3,5 Monaten ähneln sie ihren Elterntieren schon sehr. Die älteren Jungtiere haben aktuell eine Länge von ca. 45 bis 55 Millimeter.

Unsere Zuchtgruppe besteht aktuell aus 11 Neurergus kaiseri (5.6)
Unsere Tiere haben wir im Jahr 2008 in unserem Tierbestand aufnehmen können.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei Herrn Nigl bedanken, der mir dieses höchst interessante Projekt ermöglicht hat. Trotzdem bin ich froh, dass die Zuchtsaison der Zagros-Molche für dieses Jahr vorbei ist und ich mich nun wieder voll und ganz dem widmen kann, was mir am allermeisten am Herzen liegt: meiner Reptilienzucht im AD!

Es grüßt
Torsten Gunkel

Schutzstatus
Die IUCN stuft Neurergus kaiseri mit einem geschätzten Gesamtbestand von weniger als 1000 adulten Exemplaren als "critically endangered" (akut vom Aussterben bedroht) ein - zu Beginn des 21. Jahrhunderts soll der Bestand innerhalb weniger Jahre drastisch um bis zu 80 Prozent eingebrochen sein und sich gegenwärtig nur noch auf vier Bäche beschränken. Als Grund wird vor allem der übermäßige Fang für den Heimtierhandel in den Industrieländern angeführt. Neurergus kaiseri wird als "vulnerable" (gefährdet) bewertet.Bei einer Artenschutzkonferenz in Doha (Katar) im März 2010 wurde von den Teilnehmerstaaten beschlossen, Neurergus kaiseri in den Anhang I des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) aufzunehmen und damit den weltweiten Handel mit Wildfängen dieser Tierart grundsätzlich zu verbieten. Auch vorher schon war die Ausfuhr nach iranischem Gesetz illegal. "Liebhaber" und Sammler in EU-Ländern und Japan sollen zuletzt teilweise 300 Euro für einen der seltenen Zagros-Molche gezahlt haben. Die in Doha beschlossenen Anhangsänderungen - also auch das Handelsverbot für den Zagros-Molch - wurden für die Mitgliedstaaten der EU am 15. August 2010 rechtswirksam.

Quelle: www.wikipedia.org, Wikipedia, Die freie Enzyklopädie
Steckbrief Neurergus kaiseri

● Systematik
● Klasse Lurche (Amphibia)
● Unterklasse Lissamphibia
● Ordnung Schwanzlurche (Caudata)
● Familie Echte Salamander (Salamandridae)
● Unterfamilie Pleurodelinae
● Gattung Neurergus
● Wissenschaftlicher Name Neurergus

Erstbeschreibung Schmidt, K. P. (1952) in: Diagnoses of new amphibians and reptiles from Iran. Nat. Hist. Misc. Chicago No 93:1-2.

Artbeschreibung: Ein kleiner, kaum mehr als 12 cm (11-14 cm) Gesamtlänge erreichender Molch mit gedrungenem Körperbau, wobei der Schwanz etwas weniger als die Hälfte der Gesamtlänge einnimmt. Der Kopf ist flach, kaum länger als breit mit abgerundeter Schnauze. Weibchen sind meist etwas größer und massiger. Das für die Art charakteristische Zeichnungsmuster in Schwarz/Weiß und individuell ausgeprägt. Der Rot/Orange Anteil in der Färbung ist beim Männchen etwas kräftiger ausgebildet, wobei Tiere mit hohem Weiß-Anteil ebenso vorkommen, wie Individuen, die weitgehend schwarz sind.

Vorkommen: Provinz Lurestan (auch: Luristan, Lorestan) in den südlichen Ausläufern des Zagros-Gebirges auf Höhen von 500 bis 1430 m NN, Islamische Republik IRAN. Weitere Fundorte sind Ahoo-Burad, Talehzang-Fluss, Shazade-Ahmad-Fluss und der Hayibarikab-Fluss und wenige Weitere. Allerdings soll auch einer der nicht näher benannten Fundorte bereits verloren gegangen sein.

Habitat: Semiarides (von lateinisch aridus = trocken, dürr) Gebiet mit sehr heißen, niederschlagsfreien Sommern. Im Sommer unterirdisch verlaufende Bäche, die N. kaiseri in den Wintermonaten nur bei Niederschlägen verlässt.

Quelle: Der Zagros-Molch - Neurergus kaiseri, Günter Schultschick & Detlef KarbeNatur und Tier - Verlag GmbH, 2012


Wir bei AD freuen uns daher umso mehr, dass wir mit unseren Nachzuchten in diesem Jahr (2012) einen wichtigen Beitrag zum Erhalt dieser Art leisten konnten und hoffen auf vergleichbare Zuchterfolge auch in den kommenden Jahren.

Neurergus kaiseri - Ei

Neurergus kaiseri
Ei

Neurergus kaiseri - Ei

Neurergus kaiseri
Ei

Neurergus kaiseri - Larve

Neurergus kaiseri
Larve

Neurergus kaiseri - Larve

Neurergus kaiseri
Larve

Neurergus kaiseri - Larve

Neurergus kaiseri
Larve

Neurergus kaiseri - Larve mit Kiemen

Neurergus kaiseri
Larve mit Kiemen

Neurergus kaiseri - Larve / Molch mit Kiemen

Neurergus kaiseri
Larve / Molch mit Kiemen

Neurergus kaiseri - Larve / Molch mit Kiemen

Neurergus kaiseri
Larve / Molch mit Kiemen

Neurergus kaiseri - Larve / Molch mit Kiemen

Neurergus kaiseri
Larve / Molch mit Kiemen

Neurergus kaiseri - Molch mit Kiemen

Neurergus kaiseri
Molch mit Kiemen

Neurergus kaiseri - Molch mit Kiemen

Neurergus kaiseri
Molch mit Kiemen