Schistura sp. crimson

Schistura sp. crimson - Purpur-Bachschmerle

Schistura sp. crimson - Purpur-Bachschmerle

Wissenschaftlicher Name
Schistura sp. crimson (unbeschriebene Art)
Familie
Familie Nemacheilidae (Bachschmerlen)
Name
Purpur-Bachschmerle
Herkunft
Südindien India
(Kerala, Nilambur/Malappuram District)
Größe
bis 10 cm
Lebenserwartung
5-8 Jahre (geschätzt, genus-typisch)
Temperatur
22-26 °C
pH-Wert
6.0-7.5 (optimal 6.5-7.0)
Gesamthärte
bis 12 °dH (weich bis mittelhart)
Mindest-Aquarium
ab 90 cm Kantenlänge (ca. 160 Liter)
Schwierigkeitsgrad
Fortgeschritten bis Experte
Sozialverhalten
Territorial, einzeln oder große Gruppe (10+)
Ein torpedoförmiger Körper in leuchtendem Purpurrot, der durch kristallklare Strömung schießt – die Purpur-Bachschmerle ist eine der faszinierendsten Erscheinungen unter den indischen Bachschmerlen. Diese noch unbeschriebene Art stammt aus den geschützten Waldgebieten der Westghats in Kerala, Südindien, wo sie in schnell fließenden, sauerstoffreichen Waldbächen über Sand und wassergerundeten Steinen lebt. Mit ihrer intensiven Rotfärbung und dem eleganten Schwimmverhalten bringt sie ein Stück unberührter Bergbach-Wildnis ins heimische Strömungsaquarium. Für Aquarianer, die sich der Herausforderung anspruchsvoller Wasserwerte und hoher Strömungsgeschwindigkeiten stellen möchten, bietet diese Art ein lohnendes Projekt mit spektakulärer Optik. Ihre Seltenheit im Handel und die sehr lokale Verbreitung im Malappuram District machen jedes Exemplar zu etwas Besonderem.

Faszinierende Optik & Verhalten

Die Purpur-Bachschmerle besticht durch ihren schlanken, hydrodynamisch geformten Körper, der perfekt an das Leben in reißenden Strömungen angepasst ist. Die auffällige Rotfärbung variiert in ihrer Intensität individuell und möglicherweise auch zwischen den Geschlechtern – von zartem Purpurrosa bis zu tiefem Karmesinrot. Diese leuchtende Färbung hebt sich eindrucksvoll vom hellen Sandgrund und den dunklen Steinen ihres natürlichen Lebensraums ab. Die torpedoförmige Gestalt ermöglicht ihr blitzschnelle Bewegungen gegen starke Strömungen, wobei sie mit kräftigen Flossenschlägen zwischen Steinen navigiert und sich an glatten Oberflächen festsaugt.

Im Aquarium zeigt sich die Crimson Loach als aktiver Bodenbewohner, der ständig zwischen Verstecken patrouilliert und sein Revier verteidigt. Besonders faszinierend ist das Jagdverhalten: Mit ruckartigen Bewegungen stürzt sie sich auf sinkendes Futter und verschwindet blitzschnell wieder in Spalten. Bei guter Eingewöhnung und artgerechter Haltung werden die Tiere zusehends mutiger und präsentieren ihre prächtige Färbung auch im Freiwasser. Die Geschlechter lassen sich äußerlich bislang nicht sicher unterscheiden, was die Zucht dieser Art zusätzlich erschwert. Auffallend ist das ausgeprägte Territorialverhalten gegenüber Artgenossen und anderen Bachschmerlen – ein Zeichen für die Konkurrenz um knappe Ressourcen in ihren eng begrenzten Wildhabitaten.

Natürlicher Lebensraum & Herkunft

Die Purpur-Bachschmerle bewohnt eine der artenreichsten und gleichzeitig gefährdetsten Regionen Indiens: die Westghats in Kerala. Ihr bekanntes Verbreitungsgebiet beschränkt sich auf geschützte Waldgebiete im Malappuram District sowie die Region um Nilambur. Dort besiedelt sie klare, flache Waldbäche mit starker Strömung, die durch dichten Kronendach-Schatten vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind. Das Substrat besteht aus feinem Sand, glattem Kies und wassergerundeten Steinen unterschiedlicher Größe, zwischen denen die Tiere Schutz suchen. Diese Habitate zeichnen sich durch außergewöhnlich hohe Sauerstoffsättigung aus, die durch die turbulente Strömung über Geröll und kleine Kaskaden entsteht. Wasserpflanzen sind aufgrund der Strömungsgeschwindigkeit meist spärlich, stattdessen bieten Wurzelwerk und Ufervegetation Struktur. Die Westghats unterliegen dem Monsun-Regime mit intensiven Regenfällen von Juni bis September, die den Wasserstand und die Trübung stark beeinflussen. Während der Trockenperioden konzentrieren sich die Fische in tieferen Kolken und unter großen Steinen. Diese jahreszeitlichen Schwankungen prägen das Leben der Art, auch wenn konkrete Daten zu Wanderungen oder Laichverhalten noch fehlen. Die sehr lokale Verbreitung und die Habitatspezialisierung machen die Art besonders schutzbedürftig.

Artgerechte Haltung im Aquarium

Aquarium-Einrichtung
Für die anspruchsvolle Purpur-Bachschmerle ist ein Aquarium ab 90 Zentimeter Kantenlänge (etwa 160 Liter Volumen) die absolute Untergrenze. Diese Mindestgröße resultiert nicht primär aus der Endgröße der Tiere, sondern aus ihrem ausgeprägten Territorialverhalten und dem Bedarf an leistungsstarker Strömungs- und Filtertechnik. Der Bodengrund sollte aus feinem Sand oder glattem Kies bestehen, da die Tiere gern am Substrat nach Futter suchen und sich nicht an scharfkantigen Materialien verletzen dürfen.

Die Einrichtung orientiert sich am natürlichen Bergbach-Biotop: Zahlreiche wassergerundete Steine, flache Schieferplatten und glatte Flusskiesel schaffen Verstecke, Reviergrenzen und Sichtbarrieren. Besonders wichtig sind Spalten und Höhlen unterschiedlicher Größe, in die sich die Tiere bei Stress zurückziehen können. Wurzeln aus Moorkien- oder Mangrovenholz ergänzen die Struktur und bieten zusätzliche Versteckmöglichkeiten. Wasserpflanzen sind nicht zwingend erforderlich, robuste Aufsitzerpflanzen wie Anubias oder Javafarn können aber auf Steinen und Wurzeln befestigt werden – sie sollten jedoch die Strömung nicht behindern. Die Beleuchtung darf moderat bleiben, da die Tiere aus schattigen Waldbächen stammen und gedämpftes Licht bevorzugen.

Wasserwerte & Technik
Die Purpur-Bachschmerle stellt hohe Ansprüche an die Wasserqualität. Die Temperatur sollte konstant zwischen 22 und 26 Grad Celsius liegen, wobei der untere Bereich dem natürlichen Habitat näherstellt. Der pH-Wert bewegt sich idealerweise zwischen 6.5 und 7.0, ein Bereich von 6.0 bis 7.5 wird toleriert. Das Wasser sollte weich bis mittelhart sein, mit Gesamthärten bis maximal 12 Grad deutscher Härte. Diese Werte entsprechen den Bedingungen in den Waldbächen der Westghats, wo Messungen pH-Werte um 6.6 und geringe Leitfähigkeiten von etwa 100 Mikrosiemens pro Zentimeter ergaben. 

Wichtig: Das Herzstück der Haltung ist eine extrem starke Strömung in Kombination mit hervorragender Filterung. Eine leistungsstarke Außenfilteranlage sollte durch zusätzliche Strömungspumpen ergänzt werden, um turbulente Bereiche mit hoher Wasserumwälzung zu schaffen. Die Sauerstoffsättigung muss stets im oberen Bereich liegen.


Gruppenhaltung & Sozialverhalten
Das Sozialverhalten der Purpur-Bachschmerle stellt Halter vor eine besondere Herausforderung: Die Art ist ausgeprägt territorial und zeigt sowohl innerartlich als auch gegenüber anderen Bachschmerlen aggressive Tendenzen. Kleine Gruppen von drei bis vier Tieren führen fast zwangsläufig zu Stress und Revierkämpfen, bei denen schwächere Individuen ständig gejagt werden und sich nicht zeigen. Die Haltung einzelner Tiere ist möglich und wird von vielen Experten empfohlen, solange das Tier ausreichend Strukturen zum Erkunden hat.

Alternativ funktioniert die Haltung als kompatibles Paar – sofern sich zwei Tiere finden, die sich tolerieren – oder als große Gruppe von mindestens zehn Exemplaren. Bei großer Gruppenstärke verteilt sich die Aggression auf mehrere Tiere, sodass kein einzelnes Individuum dauerhaft gemobbt wird. Dies erfordert jedoch ein entsprechend großes Aquarium ab etwa 150 Zentimeter Länge mit zahlreichen Reviergrenzen und Sichtbarrieren. Die Gruppenhaltung ermöglicht zudem die Beobachtung komplexerer Sozialstrukturen und eines natürlicheren Verhaltens.

Vergesellschaftung mit anderen Arten

Geeignete Mitbewohner
Strömungsliebende Schwarmfische wie Zebrabärblinge, Leopardbärblinge, Riesendevario sowie indische Karpfenfische (Barilius, Opsarius). Diese dienen als "Dither Fish" und bewohnen obere/mittlere Wasserschichten.

Ungeeignete Mitbewohner
Ruhige Kleinfische, langflossige Arten (Skalare, Fadenfische), andere Bachschmerlen, Panzerwelse und bodenorientierte Welse. Garnelen werden als Futter betrachtet.
Die Purpur-Bachschmerle kann trotz ihres territorialen Charakters erfolgreich vergesellschaftet werden, wenn die Mitbewohner sorgfältig ausgewählt werden. Ideal sind strömungsliebende Schwarmfische, die die oberen und mittleren Wasserschichten bewohnen und als sogenannte "Dither Fish" fungieren. Ihre Anwesenheit signalisiert den Bachschmerlen, dass keine unmittelbare Gefahr besteht, und kann scheue Exemplare mutiger machen. Hervorragend geeignet sind schnelle Bärblinge der Gattungen Danio und Devario sowie indische Karpfenfische wie Barilius oder Opsarius, die ebenfalls aus schnellfließenden Gewässern stammen und ähnliche Wasserwerte bevorzugen.

Besatzvorschlag für 150 cm Aquarium: 10-12 Purpur-Bachschmerlen + 20-25 Zebrabärblinge oder Riesendevario + einige robuste Rennschnecken zur Algenkontrolle.

Ernährung & Fütterung

Natürliche Nahrung
In ihren natürlichen Waldbächen ernährt sich die Purpur-Bachschmerle überwiegend von benthischen Wirbellosen. Wie für viele Schistura-Arten belegt ist, stehen vor allem Insektenlarven auf dem Speiseplan – insbesondere Zuckmückenlarven (Chironomidae) und Eintagsfliegenlarven (Ephemeroptera), die zwischen Steinen und im Substrat leben. Die Tiere nehmen ihre Nahrung bodennah auf, indem sie zwischen den Steinen patrouillieren und mit ihren empfindlichen Barteln nach Beute suchen. Diese proteinreiche Ernährung entspricht dem hohen Energiebedarf, den das Leben in starker Strömung erfordert.

Futter im Aquarium
Im Aquarium zeigen sich Purpur-Bachschmerlen glücklicherweise als unproblematische Fresser, die verschiedenste Futtersorten akzeptieren. Der Schwerpunkt sollte auf sinkenden, proteinreichen Futtern liegen: hochwertige Granulate und kleine Pellets für Bodenfische werden gern angenommen. Besonders wichtig ist die regelmäßige Gabe von Frostfutter wie roten und schwarzen Mückenlarven, Artemia (Salinenkrebse), Daphnien und Cyclops, die der natürlichen Nahrung nahekommen. Auch feines Frostfutter wie Mysis-Garnelen oder Krill-Granulat wird begeistert aufgenommen.

Die Fütterung sollte in kleinen Portionen zwei- bis dreimal täglich erfolgen, idealerweise zu verschiedenen Tageszeiten. Da die Tiere dämmerungsaktiv sind, kann eine späte Abendfütterung nach dem Ausschalten der Beleuchtung sinnvoll sein. Hochwertiges Flockenfutter kann als Ergänzung dienen, sinkt aber oft zu langsam – besser sind schnell sinkende Flocken oder Chips. Lebendfutter wie Tubifex, Enchyträen oder Mückenlarven werden mit großer Begeisterung gejagt und sollten regelmäßig angeboten werden, um die Tiere fit und farbenfroh zu halten.

Ernährungstipps
Eine abwechslungsreiche Ernährung ist der Schlüssel zu gesunden, farbintensiven Purpur-Bachschmerlen. Wechseln Sie zwischen verschiedenen Futtersorten, um Mangelerscheinungen vorzubeugen. Ein Fastentag pro Woche wird von vielen erfahrenen Haltern empfohlen und entspricht den natürlichen Bedingungen, unter denen Nahrung nicht immer im Überfluss vorhanden ist. Achten Sie darauf, dass auch die scheuen Bachschmerlen ihren Anteil bekommen – Futter sollte möglichst in mehreren Bereichen des Aquariums angeboten werden, damit dominante Tiere nicht alle Ressourcen monopolisieren können.

Zucht & Vermehrung

Über die Zucht der Purpur-Bachschmerle im Aquarium liegen bisher keine dokumentierten Berichte vor. Die Fortpflanzungsbiologie dieser unbeschriebenen Art ist noch weitgehend unerforscht, und selbst Geschlechtsunterschiede sind äußerlich nicht verlässlich erkennbar. Dies liegt zum einen an der erst kurzen Zeit, die diese Art im Hobby vertreten ist, zum anderen aber auch an den vermutlich komplexen Anforderungen, die an erfolgreiche Nachzucht gestellt werden.

Halter, die Interesse an Zuchtversuchen haben, sollten sich an den natürlichen Lebensbedingungen orientieren: Die Monsunperiode mit ihren starken Niederschlägen und veränderten Wasserwerten könnte als Laichauslöser fungieren. Eine Simulation durch kühlere Temperaturen (etwa 20 bis 22 Grad Celsius) gefolgt von Temperaturanstieg, weicherem Wasser und häufigen, größeren Wasserwechseln könnte den Übergang von Trocken- zur Regenzeit nachbilden. Eine proteinreiche Konditionierung der Elterntiere mit viel Lebendfutter ist in jedem Fall empfehlenswert.

Wichtiger Hinweis: Sollten tatsächlich Laichaktivitäten beobachtet werden, wäre eine sorgfältige Dokumentation für die Aquaristik von unschätzbarem Wert. Die Erfahrungen mit verwandten Schistura-Arten l